2 Tage gefangen im Schneesturm – Salar de Surire – 05


Tag 15

Der Schneesturm nimmt kein Ende – wir sind einen Tag im Zelt gefangen. (Termas Salar Surir)

Der Schneesturm hat die ganze Nacht durchgeblasen und leider auch heute in der Früh kein Ende genommen. Wir können heute keinesfalls weiterfahren. Bis zur nächsten Schutzhütte (falls die Einzeichnung auf der Karte überhaupt stimmt und es die Hütte auch wirklich gibt) sind es ca. 20 km. Es stürmt extrem – natürlich gegen unsere notwendige Fahrtrichtung, es schneit und man sieht kaum 1 Meter weit. Wir müssen heute im Zelt bleiben und hoffen, dass es morgen besser wird. Nur leider können wir wirklich nur hoffen – wir haben kein Internet/keinen Empfang. Wir können uns daher keine Wettervorhersage anschauen. Der Wind weht so stark, dass wir um das Zelt bangen, denn die Schutzmauer ist zu niedrig und es ist noch dazu nicht genügend Platz um das Zelt ganz an der Mauer aufzustellen. Wenn das Zelt kaputt geht haben wir ein richtig großes Problem. Wir überlegen wie wir morgen am besten hier wegkommen, vor allem wenn das Wetter nicht besser wird. Wahrscheinlich wird es bei dem Schneechaos bzw. vor allem bei diesen Schneeverwehungen und mit dem Gegenwind nicht mit dem Rad möglich sein. Also werden wir uns morgen vermutlich zu Fuß auf den Weg machen. Was nehmen wir mit? Was lassen wir hier? Wie gehen wir weiter vor? Viele Gedanken schwirren in unseren Köpfen und wir versuchen Notfallpläne zu schmieden. Niko bleibt optimistischer als Anna und versucht Anna immer wieder gut zuzureden.

Da hier Termalquellen sind ist der Boden sehr feucht und langsam dringt von unten Feuchtigkeit in das Zelt. Zusätzlich drückt es den Schnee seitlich rein. Wir müssen sobald wie möglich weg, da ansonsten unsere Schlafsäcke nass werden und nicht mehr wärmen.

Wir überbrücken den Tag und die Nacht irgendwie im Zelt und versuchen an unser Motto zu denken: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“

Tag 16

Termas Salar Surire – Ranger Albero (18,9 km | 51 hm up | 38 hm down, wir schieben das Rad den ganzen Tag durch den Schnee)

YIIHAAAAA – Wir machen einen Freudenschrei und -sprung!!! Die Sonne scheint und der Wind hat sich etwas gelegt!! Es ist einfach unfassbar. Wir packen so schnell wie möglich unsere Sachen, trinken schnell einen Tee und machen uns mit all unseren Sachen auf den Weg zur hoffentlich vorhandenen Schutzhütte. Bis dahin sind es 20 Kilometer und wir müssen vermutlich großteils schieben soweit wir die Straße jetzt einschätzen können. Es sind teils hohe Schneewechten. Wir hoffen, dass das Wetter so bleibt dann müssten wir die 20 Kilometer durch Schnee mit schiebendem Rad schaffen.

Es ist zwar klirrend kalt aber der Anblick der Landschaft ist traumhaft schön.

Aber die Lage ist trotzdem noch nicht safe. Wir müssen es erst zur Schutzhütte schaffen. Die ersten Kilometer können wir mit nur wenig Gegenwind bezwingen. Aber es dauert nicht lange und der STURM meldet sich zurück. Die Straße können wir nur selten nehmen, wir suchen rechts und links nach möglichen Flächen ohne oder nur mit wenig Schnee. Wir schieben durch teils hohe Schneewechten, durch die wir teils ein Rad nach dem anderen gemeinsam schieben müssen.

Nach ca. 5 Stunden schieben sehen wir endlich 3 Häuser und hoffen hier Unterschlupf zu finden. Doch es ist auch hier niemand und die Häuser sind zugesperrt. Niko sieht auf der Karte noch ein weiteres Haus ca. 2 km entfernt. Wir packen nochmal all unsere Kräfte und schieben dorthin. Wir sehen zwei Häuser und ein Auto und können es kaum glauben. Wir klopfen an die Tür. Ein freundlicher Mann öffnet uns die Tür und nimmt uns herzlichst in Empfang. Albero heißt unser Retter. Er bietet uns an, dass wir bei ihm bleiben können. Es herrscht hier durch den Schnee und Sturm Ausnahmezustand. Auch er kommt nicht weg hier. Und wir sind nicht die ersten „gestrandeten“ – ein weiterer Radfahrer aus Argentinien hat auch bereits Asyl bei Albero. In Alberos Wohnzimmer/Küche steht ein Ofen. Es ist schön warm hier und wir sind heilfroh hier zu sein. Wir können uns aufwärmen und dürfen sogar hier übernachten. Zwar nicht in Alberos beheiztem Haus aber unbeheizten Nebenhaus. Wir sind froh vier Wände um uns zu haben.

Wir überlegen gemeinsam mit Albero und dem argentinischen Radfahrer wie wir hier am besten weg kommen. Die Sonne scheint und sollte auch morgen wieder scheinen. Wir hoffen, dass der Schnee schnell schmilzt. 10 Kilometer weit entfernt befindet sich eine Mine und 12 Kilometer weit entfernt eine Polizeistation. Wir möchten dort morgen unbedingt hinkommen und hoffen, dass uns hier jemand mitnehmen kann, sofern die Straßen mit Auto/LKW befahrbar sind. Einmal mehr heißt es abwarten und hoffen. Aber soweit sind wir erstmal safe. Albero hat Wasser und notfalls auch Essen, da unseres schon knapp ist. Und wir können uns in einem warmen Raum aufhalten und unter 4 Wänden im Trockenen schlafen.

Mal schauen was der nächste Tag bringt!

Tag 17

Ranger Albero zur Polizeistation und mit Auto nach Putre (10,5 km | 0 hm up | 28 hm down)

Die Straße Richtung Mine und Polizeistation sieht auch heute noch sehr schlecht aus aber wir wollen es trotzdem probieren. Wir fahren los und merken bald, dass die Straße nicht befahrbar ist. Auch rechts und links ist es schwierig. Wir holen weit aus und fahren quasi auf der Salzwüste. Hier ist es nur teils schlammig aber wir kommen langsam aber gut durch. Fast ganz ohne Schieben. Auch der argentinische Radfahrer begleitet uns. Das ist sehr nett von ihm. Noch dazu spricht er Spanisch und Englisch.

Wir erreichen die Mine und merken schnell, dass es sehr ausgestorben wirkt. Normalerweise fahren hier mehr als 100 LKWs am Tag auf und ab. Wir finden einen Arbeiter am Areal. Er sagt uns, dass alle Minenarbeiter vor dem Schneesturm abgezogen sind. Nur er ist alleine hier und entschuldigt sich, dass er uns kein Essen geben kann. Er muss sich das vorhande Essen selbst für ein paar Tage rationieren, hier wieder jemand rauf kommen kann.

Aber er verweist uns auf die Polizeistation die zwei Kilometer weit entfernt ist. Er meint, dass die uns vielleicht helfen könnten.

Somit machen wir uns auf den Weg zur Polizei und versuchen dort unser Glück. Aber auch hier haben wir Pech. Der Pick-Up der Polizeistation funktioniert nicht und sie erreichen auch niemanden außerhalb da sie kein Signal haben. Sie brauchen aber dringend ein Ersatzteil. Das heißt auch sie sitzen fest und somit auch wir. Wir können wieder nur abwarten. Die Polizei bietet uns aber einen Schlafplatz in einem Schuppen an und lädt uns auf etwas zu essen bei ihnen ein. Wir bekommen eine Eierspeise, Brot mit Butter und ein Stück Kuchen da ein Polizist Geburtstag hatte. Das ist unsere Rettung – wir sind nämlich sehr hungrig und unsere Vorräte sind schon mager.

Alle Autos die hier fahren müssen sich bei der Polizei melden. Nach ca. 2 Stunden warten bei der Polizei kommt ein Pick-Up. Eine Familie macht einen Ausflug zum Nationalpark und kann uns mit nach Putre nehmen. Einfach unfassbar!! Sie meinen, dass die Straße bis auf einige Stellen gut befahrbar war. Wir müssen nur noch 1-2 Stunden warten. Sie wollen noch die Salar anschauen und fahren dann heim und können uns mitnehmen. Die Räder haben oben auf der Ladefläche Platz und wir quetschen uns zu 7. In das Auto. Somit erleben wir den 3. Nationalpark vom Auto aus. Er wäre wunderschön gewesen, aber es ist uns zu riskant gewesen hier weiter zu radeln, da unsere Vorräte fast aus sind und wir nicht wissen wie das Wetter ist.

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